Warum eigentlich Barfer werden?
Wie kam eigentlich die Idee zu barfen auf, bzw. warum und wann fand ein Umdenken statt? Das wann und wer kann man schlecht beantworten, weil weltweit immer mehr Tierärzte, Biologen und Hundehalten relativ zeitgleich beobachteten, dass unsere geliebten Vierbeiner seltsame Krankheiten entwickeln, allergisch auf ihr Futter reagieren und das Sterbealter drastisch gesunken ist. In fast jeder Hundehalterfamilie, erinnert sich der Großvater noch daran, dass der Hofhund vom Bauernhof immer topfit war und ewig gelebt hat – und dass „obwohl“ er immer nur die Schlachtabfälle und Essenreste bekommen hat. Der Gedankensprung, dass also bei unserem industriell gefertigten Hundefutter irgendwas faul sein könnte, ist also nicht sehr groß.
Getreide für den Fleischfresser…
Fertigfutter und das von vielen Tierärzten hochgelobte Trockenfutter wurde erst nach dem zweiten Weltkrieg entwickelt. Damals war Fleisch knapp und was wurde in das Hundefutter getan? Bestimmt kein Fleisch – sondern überwiegend Getreide. Jetzt sollte man meinen, dass das heute anders sein müsste – schließlich herrscht bei uns ja keine Hungersnot mehr. Doch tatsächlich besteht das normale Trockenfutter immer noch überwiegend aus Getreide, in einigen findet sich sogar 80% davon. Getreide ist heutzutage eben immer noch billiger als Fleisch. Was aber ist daran so schlimm? Wenn man sich einmal überlegt, von welchem Tier unser Haushund abstimmt, dann dürfte die Schlussfolgerung klar sein, was er zu essen braucht. Der Wolf jagt bis heute sein Futter im Wald – und das ist und war nie Getreide. Er ist, genauso wie sein Verwandter, der Hund, ein Carnivore – ein Fleischfresser. „Aber“ – argumentieren viele Barfgegner und Unwissende – „der Hund ist schon so lange domestiziert, der muss sich doch umgestellt haben. Wahrscheinlich verträgt er ja gar kein rohes Fleisch mehr!“ Dieser Satz ist schlicht und ergreifend Blödsinn. Bis sich ein Verdauungstrakt einer Tierart umstellt, vergehen ca. 10.000 Jahre. Der Wolf schloss sich vor ca. 15.000 Jahren dem Menschen an, wahrscheinlich als Jagdhelfer. Ich bezweifle, dass er damals den Jägern und Sammlern die Beeren abluchste. Der Hund müsste also durchwegs immer nur Getreide bekommen haben – 10.000 Jahre lang – und die Fleischfresser dürften sich nicht fortgepflanzt haben. Dann besteht die winzige Chance, dass sich der Verdauungstrakt unserer Hunde auf Getreide eingestellt hat. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass der Hund schon immer die Fleischreste bekommen hat – Knochen, Eingeweide, Augen und ähnliches. Wir können also davon ausgesehen, dass die 60 Jahre Trockenfutterfütterung den Verdauungstrakt unserer Hunde nicht maßgeblich verändert hat. Getreide ist also nicht die artgerechte Fütterung für unsere Vierbeiner, wen wundert es dann, dass immer mehr Hunde Allergien, Stoffwechselstörungen und seltsame Krankheiten entwickeln und immer früher sterben? Barfer kehren zur ursprünglichen Art der Hundeernährung zurück, um ihren Hund dies zu ersparen und ihn gesund zu ernähren.
Der Barfer kann das Futter seines Hundes nach seinen Wünschen zusammenstellen
Der größte Vorteil von Barf ist, dass der Hundehalter genau weiß, was im Hundenapf landet. Kein Knochen- oder Fleischmehl, keine Abfallprodukte, keine unnötige Chemie, keine giftigen Substanzen, keine Geschmacksverstärker. Sollte der Hund unter Allergien leiden, kann der Hundebesitzer ausschließen, dass auch nur kleinste Mengen des Allergens ins Futter gelangt sein können. Er kennt außerdem die genaue Zusammensetzung des Futters und weiß ganz genau, wie viel Fleisch wirlich enthalten ist. Er kann je nach Stoffwechsel des Hundes die Menge an Kohlenhydraten variieren und so den Energiegehalt optimal auf ihn einstellen.
Barf ist günstiger oder gleich teuer wie Industriefutter
Natürlich kann man diesen Satz nicht verallgemeinern, schließlich gibt es auch zwischen den Fertigfuttern eine sehr große Preisspange. Allerdings kann ich auch beim Barfen auf die Feisch-, Obst- und Gemüsepreise achten und Schnäppchen machen. Ich muss also weder Billigfleisch, noch außschließlich Biolebensmittel einkaufen, sondern kann dies ganz meiner Lebenseinstellung und finanziellen Situation anpassen. Im Trockenfutter ist meist das billigste vom billigsten Fleisch und Schlachtabfälle verarbeitet, auch in s.g. „Premiumfuttermitteln“, für das man viel Geld ausgibt. Es gibt natürlich auch qualitativ hochwertige Fertigmittel mit beispielsweise Biofleisch. Doch möchte man diese füttern, dann ist man in einer höheren Preisklasse als beim Barfen. Generell gilt also: Wer seinen Hund mit hochwertigen Produkten ernähren möchte, kommt mit Barf in den allermeisten Fällen günstiger weg.
Der Hund hat weniger Ausdünstigen
Es ist kein Mythos, dass gebarfte Hunde weniger stinken. Dafür gibt es auch eine ganz logische Erklärung. Der Körper bekommt nur das, was er auch verträgt und umwandeln kann und muss nicht mehr ganz so viele Abfallprodukte ausschwemmen. Die Verdaulichkeit von rohem Fleisch ist sehr viel größer als diejenige von Trockenfutter, weswegen die Hunde auch weniger bis gar keine Blähungen haben. Viele Barfer berichten, dass sich der allgemeine Fellgeruch des Hundes verbessert hat, bzw. die Hunde nicht mehr „hundeln“ – sprich schlechtweg nicht mehr stinken. Diese Beobachtungen kann man dadurch erklären, dass sich im Gewebe keine Chemie, also Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker oder andere chemische Zusätze, mehr ablagern.
Kein Zahnstein und kein Mundgeruch mehr
Barfer füttern ihren Hunden in regelmäßigen Abständen rohe Knochen, was wie eine Art Zahnreinigung wirkt. (Über den Mythos Trockenfutter und Zahnstein lesen Sie hier mehr.) Der Hund muss am Knochen fieseln, um das schmackhafte Fleisch vom Knochen zu lösen. Im Inneren der Knochen befindet sich das Knochmark, das die meisten Hunde sehr schmackhaft finden. Um an dieses heranzukommen, müssen sie den Knochen allerdings aufbrechen. Aufgrund der Hebelwirkung kann dies der Hund nur mit seinen hintersten Zähnen, die s.g. „Knochenbrecher“. Dies führt dazu, dass auch in den unzugänglichsten Zahnstellen sich kein Zahnstein ablagern kann. Der häufigste Grund für Mundgeruch bei Hunden ist Zahnstein. Natürlich gibt es auch noch andere Gründe, wie Nierenprobleme und ähnliches, aber ein Großteil der Hunde verliert ihren Mundgeruc, sobald sie gebarft werden.
Barf minimiert den Kotabsatz
Ein weiterer Punkt, der für Barf anstelle von Trockenfutter spricht, ist der Kotabsatz. Im Allgemeinen kann man sagen, dass alles, was nicht verdaut wird hinten wieder raus kommt. Es ist NICHT normal, dass ein Hund 3x oder noch öfter am Tag Kot absetzt. Meistens sind dies auch keine kleinen Würstchen, sondern riesige Haufen. Natürlich hat man immer Stoffe, die abgegeben werden müssen, wie Ballaststoffe oder eben Material, das nicht verdaut ist. Doch diese Unmengen Kotberge, die Hunde oft absetzen, zeugt meistens von der Qualität des Futters. Auch stinkt Hinterlassenschaft eines Tieres, das mit Trockenfutter gefüttert wird, oft sehr extrem und ist schon von Weitem zu riechen. Das würde mir Sorgen machen, wäre ich an Stelle desjenigen Hundehalters. Aber vielen fällt das gar nicht auf, weil es schon immer so war. Mein Hund erledigt einmal am Tag sein Geschäft, eine wohlgeformte Wurst, die man kaum riecht. Entschuldigen Sie diesen unappetitlichen Ausflug, aber Kotbeschaffenheit und –menge sind eben sehr aussagekräftige Indizien für die Futterqualität.
Abwechslung im Speiseplan auch für Hunde
Ein Argument, das vielleicht etwas menschlich anmutet: Aber jeden Tag dasselbe zu essen, kann doch nicht sehr ansprechend sein. Immer dieselbe Konsistenz, derselbe Geschmack und die gleiche geringe Menge. Hunde saugen ihr Fressen oftmals in Sekundenschnelle ein, das ist weder gut für den Magen-Darm-Trakt, noch bringt es den Tieren Befriedigung. Jeder Hund frisst länger, wenn er ungeschnittene Fleischteile bekommt. Allein das wäre Grund genug für mich, kein Trockenfutter zu füttern. Allerdings darf man nun nicht wieder alle Hersteller eines solchen Futters verurteilen. Es gibt durchaus einige Futtermarken, deren Hauptbestandteil der Hundenahrung Fleisch ist, die keine künstlichen Stoffe zusetzen und allgemein auf die Qualität des Futters achten. Doch diese Futtersorten bekommt man nicht im Discounter, im Drogeriemarkt oder großen Tierfutterhandelsketten. Höchstens im kleinen Fachtierartikelmarkt. Meistens sind sie aber nur über das Internet zu erwerben.
Beitragsbild: © iStock/ Martina L