Gemütlich gehe ich meines Weges, die Sonne ist gerade aufgegangen und so früh ist es noch angenehm kühl auf unserer Gassirunde. Sammy läuft ein paar Meter vor mir, schnüffelt mal links, mal rechts. Gedankenverloren betrachte ich die Natur um uns herum. Eine kalte Hundeschnauze stupst mich an und treue Hundeaugen fangen meinen Blick ein. 

 

Sammy im Wald Hund

Hier nur eine Momentaufnahme, aber so hätte ich gerne jeden Spaziergang – jederzeit

Der Traum vom gut erzogenen Hund

So in etwa habe ich mir unsere Spaziergänge immer vorgestellt, bevor Sammy bei mir gelandet ist. Doch stattdessen stehe ich gerade wieder brüllend auf der Hundewiese: „Saaaammy! Hier! Hieeeer her! Kommst du jetzt sofort her!“. Ich fluche. Platze innerlich vor Wut. Dieser Hund treibt mich in den Wahnsinn. Und er? Er scheint mich gar nicht wahrzunehmen. Rast im vollen Galopp auf ein entgegenkommendes Hunderudel zu. Super. Ich bete. „Bitte lass die anderen Hunde alle gut sozialisiert sein.“ Mein Wunsch wird tatsächlich erhöht und als ich nach Luft schnappend bei den anderen Hundebesitzern ankomme, sage ich ihn. Den Satz, den jeder von uns kennt und über den bestimmt jeder von uns schon einmal den Kopf geschüttelt hat:

„Es tut mir leid. Der will nur spielen!“

Eine Dame in den Vierzigern, der Prototyp des modernen, aufgeklärten Hundehalters mit dem wohlerzogenen Pudel an ihrer Seite, wirft mir einen pikierten Blick zu. „So? Und wenn mein Hund das aber nicht will?“.

Mir liegt eine spitze Bemerkung auf der Zunge. Mit so einem doofen Pudel kann das ja jeder. Meine Buffy war auch ein ganz anderes Kaliber als dieser Wildfang von Hund namens Sammy. Die hätte im Leben nicht daran gedacht, sich weiter als fünf Meter von mir zu entfernen. Für Sammy fängt dann dagegen erst der Spaß an. Doch statt mich in ein Weltklasse-Wortgefecht mit der Pudel-Pute zu stürzen, siegt doch die Vernunft und ich murmle ein kleinlautes „Tut mir leid.“ Recht hat sie ja leider doch.

Sammy Hund bringt Stock

Sammy als Musterschüler beim Apportieren

Die Suche nach der richtigen Hundeschule

Ich sitze zuhause und gebe „Hundeschule in München“ in den Computer ein. Es wird mir gleich eine ganze Reihe von Schulen vorgeschlagen, aber ernsthaft? Grunderziehungskurs jeden Mittwoch um 16 Uhr? Da bin ich arbeiten. Ich bin nun mal nicht die Pudel-Pute mit Halbtages-Job. Der „Verein für deutsche Schäferhunde“ klingt mir dann doch etwas zu ernst und auch wenn auf der Internetseite steht, dass durchaus auch andere Rassen „in die Gruppen aufgenommen werden“ traue ich mich mit meiner Promenadenmischung dann doch nicht auf das Vereinsgelände. Eine Hundeschule klingt sehr vielversprechend, sogar die Trainingszeiten wären für Berufstätige akzeptabel, aber leider ist das Trainingsgelände am anderen Ende der Stadt.

Ich bin schon wieder völlig demotiviert. Ich lasse mich nicht gerne auf zeitliche Verpflichtungen ein, zu oft kommt mir etwas dazwischen. Und jetzt habe ich mich endlich dazu durchgerungen, doch einen Kurs mit Sammy zu besuchen und dann scheint sich alles gegen mich verschworen zu haben. Doch dann sehe ich sie. Die Anzeige, die förmlich auf mich maßgeschneidert zu sein scheint:

Workshop für Hundebesitzer“.

Eine Art Crash-Kurs für Sammy und mich? Und das Ganze noch in einem tollen Hotel? Das klingt doch genau richtig für mich und meinen kleinen Wildfang!

Aufgeregt rufe ich im Kranzbach an und bekomme einen Platz bestätigt.

Kranzbach Front

Blick von der Zufahrsstraße auf das Kranzbach

Anreise im Hotel Kranzbach

Am Tag der Anreise bin ich dann doch etwas skeptisch. Das Hotel wirkt ja doch recht fein. Ob ich dort mit Hund nicht negativ auffallen werde? In meinem Kopf sehe ich Sammy mit schlammverschmierten Pfoten einmal quer durch die Empfangshalle hetzen, braune Pützen hinterlassend. Vorher hatte ich mir gar keine Gedanken darüber gemacht, aber wie sollte ich denn nach einem Spaziergang auf mein Zimmer kommen? Sammy neigt ja leider dazu, sämtlichen Dreck in seinem Fell und an seinen Pfoten herumzutragen.

Doch die nette Empfangsdame kann mich beruhigen. Die 20 Hundezimmer liegen alle nahe an Extraeingängen, so dass ich gar nicht durch das ganze Hotel muss. Außerdem gibt es an jedem Hotelzugang eine Box mit sauberen Hundehandtüchern und für den Notfall finde ich hinter dem Haus sogar einen Hundewaschplatz. Ausgestattet mit einem „Hundesackerl“, das Leckerli, ein Schild „Hund im Zimmer“ und Hundekottüten enthält, begebe ich mich beruhigt auf mein Zimmer und – staune. Hunde werden in diesem Hotel offensichtlich nicht nur geduldet, sondern tatsächlich willkommen geheißen. Sammy inspiziert sofort die Hundenäpfe und stürzt sich anschließend auf das riesige Hundekissen.

Hundewaschplatz und Hundekissen

Sammy erobert das Zimmer und den Hundewaschplatz

Ich mache mich kurz frisch, denn in einer halben Stunde steht unser erster Termin mit der Hundetrainerin Sylvia Neumaier an. Erstmal ohne Hund, denn ich soll die anderen Teilnehmer kennenlernen und wir werden unsere Probleme in der Gruppe vorstellen. Ich bin ja wirklich gespannt auf die anderen Hundebesitzer. Hoffentlich ist keine schlaue Pudel-Pute dabei.

Über Sylvia Neumaier
Sylvia Neumaier
Sylvia Neumaier ist eine der nur rund 300 Hundetrainer, die durch die Tierärztekammer lizensiert wurden. Ihr Steckenpferd ist die Verknüpfung von Theorie und Praxis, durch die der Hundebesitzer nicht nur lernt, wie er seinem Hund unerwünschtes Verhalten ab- oder erwünschtes antrainiert, sondern auch warum und wann welche Methode Sinn macht: „Erfolgreiche Erziehung und ein harmonisches Zusammenleben mit unserem Hund ist kein Zufall. Dies basiert auf dem Wissen und Handeln des Hundehalters.“

Wiese mit Hund

Frühmorgendlicher Spaziergang im Hotel Kranzbach

Problemerörterung am ersten Abend

Nach zwei Stunden qualmt mir zwar der Kopf – Sylvia hat uns schon einiges an theoretischen Wissen vermittelt – aber ich bin auch erleichtert. Ich bin nicht die einzige, die Probleme mit ihrem Vierbeiner hat. Das Schönste an unserer Runde ist allerdings, dass wir alle unseren Humor behalten haben. So können wir gemeinsam über Sonjas „Hippie Hundelachen, die eine antiautoritäre Erziehung genießen. Über das Australian Shephard Super-Hirn Lotte schmunzeln, die ausgefeilte Pläne schmiedet, um ihr Frauchen auszutricksen. Und uns über den Parson Russel Terrier Brunello amüsieren, der auch mal zwei Stunden fangen mit seinem verzweifelten Frauchen spielt.

So erheiternd die Geschichten sich auch erzählen lassen, eines haben wir alle gemeinsam: Wenn wir in diesen Situationen mit unseren Hunden stecken, sehen wir es nicht mehr so gelassen. Aus diesem Grund sind wir ja alle hier versammelt im Kranzbach und freuen uns schon auf die erste Trainingseinheit am nächsten Tag.

Hunde Workshop Kranzbach

Auf dem Hunde Workshop im Kranzbach sind wir eine lustige Runde

Der Start in den Tag

Ich habe geschlafen wie ein Baby, was aber bei diesen Betten kein Wunder ist. Sowohl die Betten, als auch die Matratzen wurden extra für das Kranzbach hergestellt. Ich starte den Tag mit einem ausgiebigen Spaziergang mit Sammy. Direkt an der Tür beginnen wunderschöne Wanderwege und müsste ich nicht um 9:30 bei meinem Hunde Workshop sein, wäre ich wohl erst am Nachmittag zurück ins Hotel gekommen. Auf unserer Gassirunde begegnen wir bereits dem ersten anderen Teilnehmerhund. Sein Name ist Mika, er ist eine Mischung aus einem Whizzler und einem Weimeraner und Sammy findet ihn toll. Ein wenig zu toll, denn Mika mag es nicht, wenn andere Hunde zu aufdringlich werden. Das ist auch eines seiner Probleme, erzählt mir sein Frauchen. Andere Rüden, aber auch Hündinnen finden Mika ganz „dufte“ und wollen ihn besteigen. Sammy und Mika haben anfangs ein paar Differenzen, die sich aber recht schnell legen. Ich muss nur den Rest des Workshops aufpassen, dass mein Treibauf Mika nicht zu sehr bedrängt.

Blick vom Balkon Kranzbach

Sammy auf dem Balkon bevor es zur ersten Einheit losgeht

Bevor es endlich losgeht, stärke ich mich noch beim Frühstück. Dort treffe ich wieder auf ein paar andere Teilnehmer, aber ich habe gar nicht so viel Zeit viel mit ihnen zu quatschen. Zu sehr bin ich damit beschäftigt über das tolle Frühstück zu staunen. Ein Koch bereitet vor unseren Augen frische Omeletts und Rühreier zu, es gibt einen kompletten Obstraum mit mehreren Entsaftern und von der Tee- und Brotauswahl will ich gar nicht anfangen. Scheint so, als würde sich dieses Wochenende nicht nur für Sammy, sondern auch für mich lohnen. Beim Frühstück erfahre ich von einer anderen Teilnehmerin noch ein weiteres Detail über dieses tolle Hotel:

Barfer aufgepasst! Hier könnt ihr auch für eure Hunde kochen lassen! Ich bin mir sicher, dass auf Wunsch die Hundemahlzeit auch roh und damit ganz nach unseren Barf-Kriterien serviert wird.

Die erste Trainingseinheit

So, endlich ist es soweit. Wir treffen auf alle anderen Hunde und es ist ein großes Gewusel. Auf Sylvias Vorschlag hin haben wir uns auf einer großen, offenen Wiese hinter dem Hotel getroffen. Dort können sich die Hunde erst einmal kennenlernen und haben notfalls Platz sich auszuweichen, bevor wir auf das eingezäunte Trainingsgelände gehen. Nachdem sich die Hunde aneinander gewöhnt haben, betreten wir den Hundeauslauf und nacheinander demonstriert Sylvia an den einzelnen Hund- und Hundehaltergespannen die Probleme und zeigt Lösungswege auf. Besonders beeindruckend finde ich die Menge an theoretischem Wissen, das uns Sylvia vermittelt.

Hundrudel

Bevor es losgeht lernen sich die Hunde auf der Kranzbacher Bergwiese kennen

Endlich einmal wird mir klar, warum Sammy nicht kommt, wenn er keine Lust hat!

Die Erklärung ist so einfach wie simpel: „Er weiß, dass er nicht kommen muss. Was hat er denn für Konsequenzen zu fürchten? Und außerdem – was sollte ihn denn motivieren zu kommen?“, fragt mich unsere Workshop-Leiterin. Ja – was eigentlich? Was ist die größte Motivation für (m)einen Hund? Sylvia erklärt uns, dass wir im Training die Hunde genau mit dem Belohnen sollen, was ihnen in diesem Moment am wichtigsten ist. Für Sammy bedeutet das – wenn er zu mir kommt, darf er anschließend zu den Hunden.

Jetzt haben wir aber folgendes Problem: Aktuell sieht es auf unseren Spaziergängen so aus, dass er ja auch zu den Hunden kommt, wenn er nicht auf mich gehört hat und das weiß er auch. „Hier“ heißt für Sammy also nicht „hier!“, sondern „hier, wenn ich gerade nichts Besseres zu tun habe!“.

Um unser Problem zu therapieren schlägt die Hundetrainerin vor, ein ganz neues Kommando zu etablieren. Damit wir später nicht wieder vor demselben Problem stehen, muss ich allerdings von Anfang an verhindern, dass Sammy zu den Hunden kommt ohne dass er das befohlene Kommando vorher ausgeführt hat. Dazu legen wir ihn an die Schleppleine und erst, wenn er vorher bei mir war und ich ihn losschicke, darf er zu den anderen Hunden.

Sammy auf dem Hundekissen

Unschuldslamm nach dem Training

Mimik und Gestik im Hundetraining

Brunellos Frauchen hat das Problem, das sie ihren Hund nicht mehr anleinen kann, wenn sie ihn einmal von der Leine gelassen hat. Brunello kommt immer nur auf einen halben Meter an sie heran und spielt dann mit ihr Fangen. Was lustig klingt, kostete die Hundebesitzerin einiges an Nerven. In dieser Übungssequenz lernen wir sehr viel über die richtige Mimik und Gestik im Hundetraining. Was wirkt einschüchternd? Was lädt den Hund zu uns ein? Außerdem zeigt uns Sylvia, wann wir loben und wann wir ignorieren müssen. „Das richtige Timing“, erklärt sie uns, „ist essentiell.“

Die Mittagspause nutze ich, um den Spa-Bereich des Hotels erkunden. Dabei werde ich fast etwas wehmütig, dass ich den Workshop gebucht habe. Hier könnte ich auch den ganzen Tag verbringen und mich keine Sekunde langweilen. Besonders angetan hat es mir die Baumwipfelsauna: Die Fassade ist komplett aus Glas, was einen atemberaubenden Blick auf die Berge ermöglicht. Keine Frage, der Workshop ist toll, aber das nächste Mal buche ich noch zwei Tage extra dazu! Schließlich soll das Frauchen auch auf ihre Kosten kommen!

Dass ich wiederkomme steht bereits fest. Das Kranzbach ist ein Traum und der Workshop war sehr lehrreich. Für mich als Berufstätige eine wunderbare Möglichkeit Urlaub und Hundetraining zu kombinieren.

Galerie: Sammy im Kranzbach

Kranzbach Rückansicht
Kranzbach Klavier
Kranzbach Kamin
Kranzbach Foyer
Kranzbach Bar
blauer Salon Kranzbach

PS: Sammy heißt in der Realität nicht wirklich Sammy und ich habe natürlich nichts gegen Pudelbesitzer. Pudel sind ganz tolle und außergewöhnlich kluge Hunde.

über das Kranzbach
Das Kranzbach besticht mit seinem Blick auf das Karwendelmassiv, Wettersteingebirge und Zugspitze. Dieser Ausblick war es auch, der Mary Isabel Portman 1913 dazu bewogen hat, den Bau eines eigenen Countryhouses in Auftrag zu geben. Dieses sollte als Rückzugsort für Marys Künstler- und Musikerfreunde dienen. Allerdings macht der erste Weltkrieg der jungen Adeligen einen Strich durch die Rechnung: Sie wanderte nach Frankreich aus und hat ihr kleines Schloss niemals zu Gesicht bekommen. Das Kranzbach durchlief seitdem mehrere Stationen, so diente es unter anderem als Kinderherberge während des zweiten Weltkriegs, als Erholungshotel für Offiziere und als Ferienhaus der evangelischen Kirche. Seit 2003 erfolgte der Verkauf an die jetzigen Hotelbesitzer und vier Jahre des Neu- und Umbaus begannen. 2007 wurde es dann unter dem Namen „DAS KRANZBACH“ als „4 Sterne Superior Wellness und Ferienhotel“ neu eröffnet. Das Credo des Hotels ist „Natur & Ruhe“, was sich im gesamten Hotelkonzept widerspiegelt: Keine Strahlungen in den Zimmern, keine Kinder unter zehn Jahren, eine freundliche, ruhige Atmosphäre. Der Spa-Bereich ist der größte im deutschsprachigen Raum und umfasst neun Saunen und fünf Pools, sowie eine große Liegewiese mit einem atemberaubenden Ausblick, die ihres gleichen sucht. Wer das Besondere erleben möchte, ist im Kranzbach am richtigen Ort.

Galerie: Impressionen aus dem Kranzbach

k-Saftraum
k-Ruheraum2
k-deluxe doppelzimmer bad
k-Buffet
k-Außenpool
Blick zum Badehaus
Blick auf Badehaus Kranzbach

Bildquellen: „Galerie: Impressionen aus dem Kranzbach © Kranzbach; Rest; L.Dziki