Die Rechnung beim Tierarzt kann teuer werden – und den Hundehalter schnell überfordern. Auch wenn für den geliebten Hund jede Ausgabe als angemessen erscheint, ist die finanzielle Leistungsfähigkeit nicht unbegrenzt. Was sich mittlerweile seit mehr als einem Jahrhundert bei der Gesundheitsversorgung der Menschen bewährt hat, wird nun auch für Hunde angeboten: Eine Krankenversicherung soll die Kosten, die bei Verletzungen oder Erkrankungen der treuen Vierbeiner entstehen, auffangen. Im Gegensatz zu den USA ist der Markt hier für solche Policen allerdings noch neu. Von den etwa 14 Millionen Hunden und Katzen in Deutschland sind nicht einmal 250.000 Tiere versichert. Die Versicherungsbranche wittert entsprechend einen riesigen Markt, in dem sich künftig lukrative Geschäfte machen lassen. Doch wann rechnet sich eine solche Police – und worauf sollte bei einem Abschluss geachtet werden, damit es am Ende nicht doch zu einer unangenehmen Überraschung kommt?
Alte Tiere gelten als Risiko – Nicht jeder Hund kann versichert werden
Grundsätzlich sind Krankenversicherungen für Hunde oder Katzen in den letzten Jahren sehr beliebt geworden – und dabei überraschend günstig. Die Prämien für eine solche Police liegen teilweise bei nur 15 Euro monatlich; jeder Hundebesitzer, der schon einmal eine Tierarztrechnung im deutlich dreistelligen Bereich begleichen musste, wird die vergleichsweise günstigen Beiträge zu schätzen wissen. Berücksichtigt werden muss jedoch, dass sich anders als bei der gesetzlichen Krankenversicherung für den Menschen nicht um eine Solidarversicherung handelt. Die Unternehmen, die Haustiere versichern, sind an einem Gewinn interessiert. Aus diesem Grund ist die Höhe der Beiträge in der Hauptsache vom Gesundheitszustand und dem Alter der Tiere abhängig. Wie bei einer privaten Krankenversicherung für den Menschen werden damit Risikozuschläge fällig, wenn es sich um ältere Patienten handelt oder ein Gesundheitscheck baldige Erkrankungen wahrscheinlich macht. Bei älteren Hunden ist es sogar möglich, dass die Krankenversicherung komplett verweigert wird. Fast immer kommt es zu einer negativen Auskunft, wenn der Hund älter ist als acht Jahre oder bereits an einer Erkrankung leidet.
Künstliche Gelenke, kostspielige Medikamente: Rassehunde sind auch bei der Versicherung teuer
Das hat seinen Grund: Die ärztlichen Eingriffe bei Hunden werden immer komplexer; so kann beispielsweise ein Bandscheibenvorfall bei einem Dackel mit 1.500 Euro oder mehr zu Buche schlagen. Künstliche Gelenke oder teure Krebsmedikamente erhöhen dementsprechend besonders bei älteren Hunden das Risiko für die Versicherung, mit hohen finanziellen Leistungen einspringen zu müssen. Neben dem Alter ist auch die Rasse maßgeblich für die Höhe der zu zahlenden Prämien. Denn viele Rassen sind für die Häufigkeit von besonderen Erkrankungen bekannt; ein Berner Sennenhund beispielsweise leidet unter einem erhöhten Risiko von Gelenkerkrankungen – und besonders solche Eingriffe sind teuer. Für die Krankenversicherung bei Hunden gilt also: Mischlinge, die vergleichsweise selten von typischen Krankheitsbildern geplagt sind, können auch günstiger versichert werden.
Wichtige Vertragsdetails: Viele Krankversicherungen schränken Leistungen ein
Da sich der Markt der Krankenversicherungen für Haustiere in Deutschland noch entwickelt, lohnt es sich besonders, auch das Kleingedruckte zu lesen. Denn anders als bei traditionellen Versicherungsgeschäften fallen die Leistungen noch stark unterschiedlich aus, standardisierte Vertragsbedingungen sind eher die Ausnahme. Das ist besonders aus dem Grund notwendig, da beinahe jede Police auch Einschränkungen besitzt: So werden die Kosten häufig nur bis zu einem bestimmten Höchstsatz übernommen, 600 Euro sind dabei ein typischer Betrag. Doch die gelten nicht pro Eingriff, sondern pro Jahr. Daraus lässt sich leicht errechnen, ob sich eine Versicherung wirklich lohnt – in Verbindung mit hohen monatlichen Beiträgen dürfte das in der Regel dann nicht der Fall sein. Ein weiterer Fallstrick ist die Gebührenordnung: Viele Versicherungen ersetzen die Kosten nur bis zum zweifachen Satz der Gebührenordnung, wogegen einige Tierärzte den dreifachen Satz abrechnen. Daraus entsteht eine Differenz, die vom Hundehalter selbst zu tragen ist. Dazu kann es auch dann kommen, wenn die durch die Deckelung entstandenen Kosten noch deutlich unterschritten werden. Die Übernahme der Kosten hält sich also auch bei vergleichsweise teuren Policen zur Krankenversicherung für Hunde in überschaubaren Grenzen. Aus diesem Grund erscheint es ratsam, einen solchen Vertrag nur zu unterschreiben, wenn das Geld dafür auch tatsächlich jeden Monat übrig ist.
OP-Versicherung: Preiswerter Kompromiss
Die Alternative zur Krankenversicherung könnte eine OP-Versicherung sein: Bereits ab etwa fünf Euro monatlich deckt sie alle Eingriffe unter Narkose ab. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Krankheiten oder Verletzungen handelt. Ebenfalls übernommen werden die Kosten, die durch die Voruntersuchung, Nachbehandlung sowie stationäre Unterbringung entstehen, sofern sie mit der Operation in Zusammenhang stehen. Dafür werden im Vergleich zur Krankenversicherung die Kosten für Medikamente sowie Impfungen nicht übernommen. Auch verschiedene kleinere Eingriffe wie Kastrationen müssen vom Hundehalter selbst übernommen werden. Trotzdem halten Branchenexperten eine solche OP-Versicherung für einen idealen Kompromiss: Teure Eingriffe werden zumindest zum größten Teil durch die Versicherung gedeckt, kleinere Ausgaben muss der Hundehalter selbst bezahlen.
Autorin: Edith Obermaier, freie Journalistin, hat viele Jahre als Berufsberaterin gearbeitet. Als Autorin spezialisierte sie sich auf die Bereiche Wirtschaft, Natur und Erziehung. Derzeit gehört sie zum Redaktionsteam auf Hunde.de.
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